Untermalung mit Tempera. 51
perafarbe ganz unbekannt war; kein Farbenfabrikant
stellte eine solche her. Aus älteren kunstgeschicht-
lichen Werken konnte man nur ungenaue Daten da-
rüber schöpfen, so dass der Begriff der "Tempera-
malerei" für die meisten völlig fremd gewesen ist.
Dies zu erwähnen halte ich deshalb für wichtig, weil
nach den hier folgenden Einzelheiten zu schliessen,
Böcklin selbst nicht genau zwischen den einzelnen
Manieren unterschied und die gleiche Bezeichnung
für verschiedene Arten anwandte.
Als Schick mit Böcklin in Verbindung trat, War
dieser mit den Eigenschaften der Tempera schon
lange vertraut i?) und hatte deren Reize kennen gelernt;
aber sie War ihm kaum mehr als eine Hilfstechnik,
die er nur zu Untermalungen zu verwenden für
geeignet fand. Wenigstens berichtet Schick darüber
nichts, dass Böcklin schon damals die Absicht gehabt
habe, die Oeltechnik völlig aufzugeben.
In seiner ersten Eintragung vom 14. Januar 1866
berichtet Schick (S. 4):
„Als ich ihn über Temperauntermalung befragte,
die nach seinem Vorbilde auch Lenbach") anwenden soll,
erklärte er mir dieses Verfahren folgendermassen:
Ein „Bildnis von Franz Lenbach", in Weimar 1862 ge-
malt, ist im Verzeichnis (Nr. ISO) als "Tempera, Leinwand" ange-
führt. Von diesem Bilde ist weiter noch die Rede.
h") Demnach ist Floerkes Angabe, dass Böcklin die Eitempera
erst 1874 in München und Florenz einführte, richtig zu stellen.
Die ebenda (S. 164) folgende Erklärung, diese Tempera bestehe
aus "Eiweiss mit Firnis gemischt, mit Terpentin verdünnt und
Petroleum dazu geschüttet, auf dicken schluckenden Grund auf-
getragen", entspricht nicht den Tatsachen.
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