Zweck des getönten Grundes. 41
fort, mit demselben Ton vorsichtig in das Fleisch
hinein zu modellieren". Der Zweck der getonten
Unterlage war also ein zweifacher: er erleichterte die
Stimmung und gestattete durch passende Wahl der
Farben die Hervorbringung der komplementären
F arbentöne.
Ein interessantes Beispiel ist auch der ldealkopf
einer Römerin ("Viola"), den Böcklin auf einer Schie-
fertafel, (fast Q1I2 Fuss hoch, 2 Fuss breit, über 1I2"
dick) malte.
Schick berichtet darüber (S. 7):
"Anfangs hat er auf diesem dunklen Grunde alles mit
Grau, welches aus grüner Erde, Weiss und dem durch-
schimmernden Grund sich zusammensetzte, herausmodelliert.
Beim Weitermalen ist er heller gegangen, aber auch fast
nur (oder ausschliessiich) mit grüner Erde und Weiss. Da-
mit das Fleisch nicht zu grün wirke, hat er dem Kopf
dann einen starkgriinen Schleier gegeben. Die tiefen,
starkviolettgrauen Schatten sind demnach nur auf das Grau
des Schiefers lasiert. Das weisse Kleid hat Böcklin auch
anfangs mit grüner Erde und Weiss gemalt, dann aber mit
reinem Weiss lasiert, das in diesem Falle die Eigentümlich-
keit hat, ganz violettweiss zu wirken".
Am Schlusse der Beschreibung sagt Schick:
"Beim Beginn eines Bildes scheint Böcklin immer eine fast
entgegengesetzte Farbe wie der Grund, zu nehmen. So hat
er hier zum kalt schwarzvioletten Grund warme graugrüne
(ungebrannte grüne) Erde genommen."
Nach einer Eintragung vom 30. Juni 1866 (Schick
S. 58) meinte Böcklin, „er würde nie ein Bild beginnen,
ohne der Leinwand nach dem Charakter des Bildes
einen bestimmten Ton gegeben zu haben, aus dem
er mit möglichster Benützung desselben das Bild