134 XII. Letzte Periode. Florenz und San Domenico.
schlagen wird, sind die Bindemittel und Harz (Mastix,
Kopal] mit Leinöl der Ueberzug. Damit haben zweifel-
los Holbein, Dürer, Pietro Perugino und Raffael gemalt,
Mit Geduld und Aufmerken musste die Sache verfolgt
werden; denn gleich anfangs geht es eben nicht, da alle
möglichen Schwierigkeiten sich entgegenstellen. Mit-
teilung aller dieser Hindernisse ist durchaus fruchtlos.
So kann Niemand z. B. ein Brett mit Kreide und Leim
grunden, ohne dass der Grund sofort reisst. Was hilft
da eine Vorschrift. So sagt Theophilus bei der Gelegen-
heit der Mischung von Farben mit Gummi: "Dann mische
genug Gummi dazu. Nun wirst Du aber fragen: Wie-
viel wird genug sein? Ich antworte: Darum hat Dir
Gott den Verstand gegeben uswß") Wie oft habe ich
an diese Worte denken müssen! Und wie oft muss ich
sie wiederholen, wenn einer klagt, dass ihm dieses oder
jenes passiert sei. Ich bin aufgefordert worden, mein
Geheimnis schriftlich zu veröffentlichen, von der Re-
daktion eines Kunstblattes. ja, wenn das ginge. Der
erste Erfolg einer solchen Mitteilung wäre, dass ich von
sämtlichen Malern, die reinfallen, verflucht und ver-
wünscht würde. Dazu gehört anhaltender Unterricht
folglich eine Schule, eo ipso mit Schülern. Solltest
Du etwa nach näheren Mitteilungen schmachten, was ich
nicht vermute, da Du schon genug hast, so bin ich zu
näherem Eingehen bereit.
Auch glaube ich erwähnen zu müssen, dass die
Leuchtkraft der Farbe daher kommt, dass das Oel sein
Volumen wenig verändert und mit der Zeit seine Durch-
sichtigkeit verliert, während der Gummi durchsichtig
bleibt und bei unveränderlicher Bindekraft das Volumen
des Wassers ausdunstet, so dass die damit gemischten
Farbkörperchen viel näher beieinander auf der Obertläche
sichtbar sind.
i") Diese Stelle findet sich weder an dem angegebenen Orte,
noch überhaupt bei Theophilus, sondern in Cennino Cennini.