Oeltempera
(Emulsiom)
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ist, wieder Tempera auftragen kannf) Sie gewährt ferner
gegenüber der mageren Tempera insofern ein leichteres
Schaffen, als man mit der beliebig zu verdiinnenden Farbe
sehr inS Detail gehen und ausführen kann. Oeltempera ist
auch gegen Feuchtigkeit und Wasser gefeit wegen des Oel-
gehaltes und die mit ihr gemalten Bilder erhalten sich
besser als Oelbilder, weil die Oeltemperafarben nur etwa
den vierten Teil enthalten von dem Oelquantum der ge-
wöhnlichen Oelfarben, somit vor Vergilbung und Trübung
eher geschützt sind.
Mit einem Worte, man darf sagen, dass die Oeltempera
die Vorzüge der mageren Tempera und der Oelmalerei
vereinigt, wie sie denn auch aus der Verbindung dieser
beiden hervorgegangen und recht eigentlich ihr Kind ist,
Denn die beiden sind älter als sie."
Dieses Loblied Freys auf die Oeltempera ist nur
dann berechtigt, wenn die Technik auch in dem Sinne
der frühmittelalterlichen Meister angewendet wird.
Aber Böcklin war es ja gerade darum zu'tun. Frey
sagt (S. 84): „Als er sich anschickte, der Oeltempera
ihre Geheimnisse abzuringen, hatte er sich ein ganz
bestimmtes Ziel gesteckt z"
"Er wollte die sieben Siegel lösen vom geheimnisvollsten
und zugleich verlockendsten Mysterium der gesamten Mal-
technik, nämlich von der Eycktechnik. Dass diese Oel-
malerei gewesen sei, das gehörte für ihn seit langem zum
Köhlerglauben. Er hielt sie für eine vielleicht mit Firnis-
malerei kombinierte Oeltempera, was sie wohl Fit) auch
gewesen ist . .
Dazu gehören allerdings gewisse Vorsichtsmassregeln und
die geeigneten Emulsionen. Mit Gummi-Oel-Emulsion wird
dies viel schwieriger zu machen sein als mit Ei- oder Kasein-
Emülsionen.
Frey nimmt an dieser Stelle in sehr anerkennender Weise
auf die Untersuchungen und Versuche des Verfassers Bezug. Es sei