Techx
des
Theophilus
Presbyter
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überliefert wird, stammt hauptsächlich aus den Er-
innerungen der Züricher Schüler des Meisters Albert
Welti, Ernst Würtenberger und Otto Lasius,
teilweise vereinigt in dem Buche von A. Freygii) er-
gänzt werden diese Nachrichten durch gelegentliche
Mitteilungen von Floerke, Bayersdorfer und briefliche
Aeussertixigen des Meisters selbst. Wir müssen aber
von vornherein zwei Arten der Kirschgummi-Tempera,
wie sie Böcklin verwendete, unterscheiden, nämlich
die genau nach Theophilus ausgeübte und eine zweite
modifizierte Form, nämlich die Kirschgummi-Emulsion.
Die erste Art, die man durch die Abwesenheit
von Oel- oder Firniszugabe die "magere" nennen
könnte, ist im XXVlI. Kapitel des Theophilus, das
die Ueberschrift trä-gt: "Wie die Farben mit Oel und
Gummi gerieben werden", wiedergegeben. Im
zweiten Absatz der erste handelt von der Oel-
malerei, die wegen des langsamen Trocknens gar "lang-
wierig und verdriesslich" ist heisst es:
„Wenn du aber deine Arbeit beschleunigen willst, nimm
Gummi, welcher aus dem Kirschen- oder Pflaumenbaume
hervorkommt, zerschueide ihn klein und gib ihn in ein Ton-
geschirr, giesse reichlich Wasser darauf, setze es an die
Sonne oder über ein leichtes Kohlenfeuer im Winter, bis
der Gummi flüssig wird, und rühre ihn mit einem runden
Holze ileissig. Dann seihe ihn durch ein Leinen, reibe die
Farben damit und setze sie auf. Alle Farben samt ihren
Mischungen können mit diesem Gummi gerieben und auf-
gesetzt werden, ausser Minium, Bleiweiss und Karrnin, die
mit Eikläre zu reiben und aufzusetzen sind .
i) Arnold Böcklin.
Freunde. Stuttgart und
Nach den Erinnerungen
Berlin 1903. S. 80-87.
seiner Züricher