118
XI. Züricher Zeit.
den Malmittel war in Florenz, durch Annäherung an
den Correggioiirnis des Armenini ein anderes Binde-
mittel für den Farbkörper entstanden, bei dem der
Kopallirnis das festeste war, Während Venetianer
Terpentin zum Geschmeidigermachen, Petroleum zum
Verdünnen und längerem Nasshalten dient. Ter-
pentinessenz als Zugabe an Stelle von Petroleum be-
schleunigt zwar die Trocknung, würde aber durch
das schnelle Verdunsten die Malfähigkeit der Farben
beeinträchtigt haben. Floerke (S. 164) berichtet, dass
Böcklin auch in Zürich seine "Firnisfarbe" stetig zu
bessern bestrebt war, wie folgt:
„Er hat mal wieder (November 1885, Zürich) ein neues
Malmittel eerfunden. Nach Tempera, Petroleum, reinem,
Leim, Fresko und Gott weiss was, braucht er nun einen
Firnis, der wie reiner Leim aus dem Pinsel fiiesst, Das
erste Bild, welches er damit gemalt hat, ist in der Tat
weniger spröd als andere, sondern weich, morbido, im Vor-
trag an Tademas Marmor etwa erinnernd ("Vinum opti-
mum"). Der Firnis besteht aus sechserlei: gekochtem
Leinöl, Bernstein, Mastix, Balsam copaive, Petroleum und
Terpentin. (Er hat in seinem Leben Kameen geschnitten,
gebildhauert, farbige Skulpturen gemacht, Fresken gemalt,
die alte Tempera wieder neu belebt, mit purem Leim, mit
Petroleum etc. gearbeitet und nun benützt er wieder ein
Malmittel, durch welches faktisch der Vortrag seiner letzten
Bilder (seit dem „Vinum optimum") etwas besonders Weiches
und Flüssiges erhalten hat. Es steckt noch ein Stück alter
Künstlerschaft in ihm, die noch etwas gelernt und erfahren
haben musste und den goldenen Boden selbsterworbener
Technik hochachtete)"
Fast zwei Jahre später ändert Böcklin immer
noch an der Zusammensetzung seiner Firnisfarbe.
Wir lesen bei Floerke (S. 165):