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und Firnisfarbe.
Temperamalerei
Kreide den nassen Strichen und den aufgetrockneten
Rändern, die diese hinterlassen hatten, nachgefahren und
von neuem entstand die Komposition. Nach siebzehn Tagen
soll dann diese grossartige Meeresnovelle fertig gewesen
sein, die allein durch den Zauber, mit dem das Wasser ge-
malt ist, so viele von den Verächtern des Künstlers be-
kehrt hat"
Was an dieser Geschichte Wahrheit und was
Anekdote ist, lässt sich kaum mehr unterscheiden.
Schmids Gewährsmannwar Maler Sandreuter, der die Er-
Zählung vielleicht schon aus zweiter Hand wiedergab. An
einen vdunkeln Grund" der Leinwand wissen andere
Zeugen der Zeit (Maler Landsinger und Knopf) sich
nicht mehr zu erinnern; wenig wahrscheinlich ist das
Skizzieren der Komposition mit „farblosem Wasser"
und das Nachfahren der nassen Striche mit Kreide.
Vielleicht ist der umgekehrte Vorgang glaubwürdiger,
nämlich das Skizzieren mit Kreide und das Abwischen
der überflüssigen Striche mit Wasser. Richtig ist
jedoch die fabelhafte Schnelligkeit, mit der dieses Bild
in 17 Tagen vollendet wurde.
In der Florentiner Zeit hat Böcklin, wie wir ge-
sehen haben, die Firnisfarbe vornehmlich benützt, aber
auch manche Gemälde in gemischter Technik, d. h.
unter Zugrundelegung einer Tempera-Untertuschung
gemalt.