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Temperamalerei
und
Firnisfarbe.
durch ein Konservierungsmittel zu vermeiden, hatte
er unterlassen; entweder weil ihm ein geeignetes nicht
bekannt war, oder weil er den sonst verwendeten Essig
nicht für einwandfrei gehalten haben mag?)
Für die Technik der Florentiner Periode
ist neben der Tempera die Umwandlung der früheren
Oeitechnik in die "Firnisfarbe" von Bedeutung.
In dieser Technik hat der Meister die meisten und
vielleicht die farbenglühendsten Bilder dieser an her-
vorragenden Werken so reichen Zeit geschaffen. Es
mag ja sein, dass ein Mann, wie Böcklin, der immer
nur sein Ziel darin sah, die koloristische Wirksamkeit
seiner Mittel zu steigern, niemals mit dem Erreichten
zufrieden war, stetig daran verbesserte und aus Ver-
langen, dem Neuen Vorteile abzuringen, ein neues
Verfahren versuchte; wir aber müssen dennoch trachten,
den äusseren Ursachen nachzuspüren, warum er eine
früher geübte Technik fallen liess.
Treten wir der Frage näher, was für Nachteile
wohl an der noch in München gepflegten Oeltechnik
angehangen haben könnten, so scheint rnir der Um-
stand von Belang zu sein, dass Böcklin in dem lang-
samen Trockenprozess des Oeles ein Hindernis ge-
sehen haben mag. Dazu kommt noch die oft reich-
liche Anwendung des Kopaivabalsams, von dem wir
aus Schicks Aufzeichnungen Kenntnis haben (s. oben
S. 45). Kopaivabalsam ist ein sogenanntes Weichharz,
das eigentlich niemals vollkommen fest wird; es
i) Von Chemikern wird die Gefahr des Essigzusatzes für
einige Farben, wie Ultramarin und Bleiweiss, bestätigt und
neuestens K_arbo1, Toluol, Gojakol u. a. empfohlen bezw. verwendet.