Lenbachs Technik. 107
versetzt. Auch Maler S. Landsinger bestätigt, dass
dieses Temperamittel zur Zeit des Florentiner Aufent-
haltes sowohl von Böcklin als auch seinen Schülern
benützt wurde.
Der Münchener Kreis, vor allen Lenbach, wollte
durch die Tempera hauptsächlich eine Erleichterung
des technischen Verfahrens anstreben. Durch das
schnellere Auftrocknen der Untermalung und die un-
zweifelhafte Klarheit der erzielten Schattentöne, haupt-
sächlich für Hintergrund und Beiwerk (z. B. beim
Porträt) wurde die Arbeit erstens beschleunigt, ja
man konnte dem Stimmungsreiz in der Art der alten
Meister näher kommen, als durch die Oelfarbe.
Dieser letzten musste viel längere Zeit zum Trocknen
gelassen werden; ein beschleunigtes Verfahren (durch
Sikkative) würde aber für die Erhaltung der Malerei
gefährlich werden. Um nun die erkannten Reize
dieser Technik auszunützen, musste man trachten,
möglichst weit mit Tempera fertig zu malen und
mit Oelfarbe nur die letzten Lasuren und die nötigen
Verschmelzungen zu geben. Zu diesem Zwecke wurde
die Temperaschicht mit einem Firnis (Kopal- oder
Mastixlack und ähnlichen) überstrichen, wodurch die
zunächst matte Malerei sofort in der richtigen Tiefe
zur Erscheinung kam, und in die noch feuchte Firnis-
lage wurden mit Oelfarben alle nötigen Uebergänge,
ebenso Lasuren, halbdeckende und kräftigere Lichter
aufgetragen.
Es liegt in der Natur des Materials, dass die
Leuchtkraft der Tempera durch die Reiiektion eines
hellen Untergrundes gesteigert Wird, und die ältesten