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Baseler Fresken und die
Die
pompejanische Wandmalerei.
ein förmliches Ueberarbeiten und wollte "nach dem
Fixieren mit Harz oderTerpentin die weisse Farbe
der Lichter mit Oel- oder Terpentinfarben und
mit dem Pinsel auftragen", wie er es ähnlich beim
„David" versucht hatte (Schick, S. 397).
Während des Monats August 1869 malte Böcklin
das zweite Fresko und im November das dritte, end-
lich auch noch, trotz des Wiederspruches einiger
Herren des Stadtrates, die drei Medaillons über den
Fenstern der Treppenabsätze.
S0 hat Böcklin denn mit „Ach und Krach" die
Fresken zu Ende gemalt, nicht ohne sich auch mit
seinen Auftraggebern gründlich überworfen zu haben
(s. Schmid, S. 47).
Worin bestand nun aber die Ursache, dass sich
der Meister so verrechnet hatte? Auf diese Frage muss
geantwortet werden: Böcklin hielt sein System der
Arbeitsführung bei T afelbildern auf die Wandfiäche
zu übertragen für möglich, ohne zu bedenken,
dass man auf Freskogrund nie „aus der Stim-
mung" heraus malen kann, weil das andersartige
Auftrocknen der Kalkfarben ein richtiges Beurteilen
während der Arbeit völlig ausschliesst. Böcklin
verrechnete sich aber auch darin, dass er dem
Vitruvschen Bewurfe die Eigenschaft zumass, ein viele
Tage langes Malen auf dem Nassen zu ermöglichen,
um endlich von selbst, nur durch Bildung des
Häutchens von kohlensaurem Kalk, eine glatte und
glänzen de Oberfläche zu bilden, wie sie die antiken
Stuckmalereien in Pompeji aufweisen?)
i) Gegen das Unrichtige dieser bis in die letzte Zeit gelten-
den Ansicht habe ich in meiner „Technik des Altertumsß genügend