Notwendigkeit von Retuschen. Q5
der erste Teil schon trockne; so z. B. mit dem grünen
Mantel, den er im Licht einfach aus grüner Erde und Weiss
gemalt hätte."
Am Schlusse heisst es dann:
„Böcklin tadelte jetzt sein Verfahren beim ersten Museums-
fresko, unter die Farben Kalk zu nehmen, als töricht.
Von den, wie er hoffte, durch lasiertes Licht scheinenden
Halbtönen hat sich keiner bewährt; es zeigte sich, dass
mit Kalk gemischtes Licht, gleichviel ob dünn oder dick
aufgetragen, beim Auftrocknen stets gleich deckend er-
scheint. Dieses zweite Fresko ist fast ganz lasierend ge-
malt; im Licht nur wenig Zinkweiss. Das Gewand war
schon ziemlich trocken und band nicht mehr; man merke
das schon bald nach einer halben Stunde durch Ueber-
streichen mit dem Finger: ist das Gemalte gebunden, so
färbt es nicht ab; ist es nicht gebunden, so lässt es sich
ganz mehlig abwischen."
Aus einem späteren, von Mendelsohn (S. 94) ver-
öffentlichten Briefe des Meisters ist zu entnehmen, dass
er den Retuschen mit Eitempera oder mit
Milch bei Vollendung der Fresken grossen Wert bei-
legte, weil „mit dieser Technik ohne Retusche nichts
zu machen seiäii)
Beim dritten Fresko ("Apollo")beabsichtigte Böcklin
i) In diesem Briefe (datiert vom 16. Dez. 188i) heisst es:
„Meine Technik ist eine ganz andere [nämlich als die des Cin-
quecento mit ihrem nur zolldicken Bewurf], und ich glaube, dass
sie der antiken sehr ähnlich ist. Ich mache durch öfteres Be-
werfen und Feststampfen einen etwa 4 cm dicken Kalkgrund für
das ganze Bild. Diesen Grund halte ich so gut als möglich frei
von Kohlensäure und kann so einige Wochen lang auf der ganzen
Fläche a1 fresko malen." Diese Annahme hatte sich bei den Baseler
Fresken, wie wir sahen, als irrig erwiesen. Insbesondere ist das
"Freihalten des Grundes von Kohlensäure" nicht gelungen,