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IX. Die Baseler Fresken und die pompejanische Wandmalerei.
Retuschen mit WVassertempera, die mit Eigelb und
einigen Tropfen Oel gemischt war, vorzunehmen (8.155).
Am meisten behinderte Böcklin das ungleiche Auf-
trocknen der Farbtöne, wo er schon gemalte Stellen noch-
mals überging. "Bei Beginn der zweiten Landschaft",
erzählt Schick (S. 157), "hätte ernoch gar keine klareldee
über die Farbenstimmung und könnte sich nur vor-
stellen, dass die hellen Häuser auf dem Himmelston
als warm Hellgelb auf kalt Grau stehen müssten. Es
käme beimFresko mehr als beim Oelmalen überhaupt
nur darauf an, dass man über Licht und Schatten in
allen Teilen ganz klar sei und darüber, 0b etwas
Warm gegen Kalt oder umgekehrt stehen müsste."
Demnach wollte Böcklin bei den Fresken aus der
Stimmung heraus malen, wie bei seinen Staffelei-
bildern; nun sah er sich aber darin getäuscht, er be-
reute auch, den getonten Grund gewählt zu haben,
wollte künftig nur auf ganz weissem malen und nicht
auf Farbenspiel, sondern vielmehr auf Relief und
plastische Erscheinung ausgehen (S. 162). Da Böcklin
keine farbige Vorlage vor sich hatte, die „ihn be-
fangen mache", und glaubte, es sei besser, "sich nach
dem Material zu richten und die Formen entstehen
zu lassen, wie sie durch Material und Zufall entstehen,"
kam er mit der Grundregel der Freskotechnik in
Konflikt, die darin besteht, das begonnene Stück in
einem Tage fix und fertig zu malen. Er wollte
durchaus Mittel finden, mehr als einen Tag, ja noch
am vierten und fünften Tage Bindung zu erzielen, in-
dem „er das Kalkhäutchen zerstörte, und der Kalk das
WVasser wieder einsog" (S. 187). S0 malte er das