Platz
und
Denkmal
seine Phantasie ausleben darf", um so mehr Ver-
anlassung, sollten wir meinen, ihm hier vollends zur
Klarheit über die verschiedenen Möglichkeiten der
Lösung zu verhelfen. In der Mitte eines Platzes
sollte jedoch nach Hildebrands Meinung die Statue
überhaupt nie stehen, und zwar weil alle Richtungen
gleichwertig sind, weil es kein vorn und hinten
giebt (S. 100). "Der Beschauer kreist um das Stand-
bild herum," heisst es, also ganz ähnlich wie der
Bildner selbst beim Modellieren in Thon, „und
hat vier Ansichten zu schlucken, was nur bei sehr
wenigen Statuen ein Vorteil ist und immer nur bei
nackten Figuren ein Genuss sein kann."
"Was ist aber schuld an diesem Aberglauben
von der Mitte eines Platzes P" eifert er. "Wiederum
die unentwickelte Vorstellung, welche sich einen
Platz gleichsam als organisches Gebilde denkt
und damit das Gefühl von organischer Sym-
metrie Verbindet. Sie fasst ihn als ein an sich
Existierendes auf, anstatt ihn sich als gesehen
vorzustellen, als ein Ding, was seine künstlerische
Existenzberechtigung nur in Bezug auf den Bc-
schauer hat und von diesem Gesichtspunkte aus
behandelt werden muss."
Aber, ohne Zweifel ist doch der Platz zunächst
etwas an sich Existierendes, d. h. ein Bestandteil
unserer Wirklichkeit, der wir ja nicht ausschliesslich
"als Augengeschöpfe, sondern mit allen unsern
Sinnen" gegenüberstehen. Und es bleibt somit die
Frage offen, von wo aus die künstlerische Behand-
lung einzusetzen vermag.
Schmarscxv, Plastik, Malerei u. Relieflaunst. 6