Mimik und Plastik
„Ind_em die Figur, als Bildeindruck gefasst, auf
diese Weise in die Tiefe fortschreitct, ergeben sich
dann auch die Scitenansichten und zuletzt die Rück-
ansieht als die notwendigen Konsequenzen."
„Man sieht aus dem so beschriebenen Verlauf
der Steinarbeit, dass der Bildhauer dabei -v0n einer
Bildvorstellung ausgehen muss und deren Form-
vorstellung in Wirkliche Bewegungsvorstellung um-
setzt" (119).
Bei diesem Bericht über sein Verfahren ver-
gisst Hildebrand nur eine Tatsache ausdrücklich an-
zuerkennen, auf die wir sogleich im Voraus hin-
gewiesen, eben die, dass für diese Steinarbeit der
Steinblock selbst das räumlich-körperliche Substrat
und damit den dreidimensionalen Komplex geliefert
hat. Das ist aber vor allen Dingen die Aufrichtung
der Mittelaxe, auf die sich von allen Seiten die An-
sichten zubewegen, es ist die Festlegung des Ko-
ordinatensystems in diesem Centrum. Das ,',Selbst-
verständliche", das beim Modellieren in Thon erst
sozusagen erschaffen werden muss, ist hier gegeben,
bereits fertig adoptiert. Das Modellieren in Thon
ist im Wesentlichen Additionsverfahren, die Stein-
Sktllptlll" dagegen ausschliesslich Subtraktion. Die
Methode der Letzteren setzt also an einem viel
späteren Punkt erst des ganzen Wegeshein!
Mit dieser unläugbaren, selbstverständlichen
Tatsache hängt aber eine andre zusammen, die
einen grundsätzlichen Einwand gegen rein optische
Zurechtlegung des Problems der Form in der bil-
denden Kunst veranlasst. Erfüllt nun wirklich die