Thonbildnerei
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Schwierigkeiten der Arbeit in härterem Material an
mehr als einem Punkt den natürlichen und unmittel-
baren Weg des schöpferischen Verfahrens verbieten,
zu Kompromissen nötigen und nur auf Umwegen
zum eigentlichen Ziel gelangen lassen.
Der mafsgebende Unterschied, durch den wir
zum eigensten Wesen der Bildnerei geführt werden,
das ihre besondere Bestrebung ein für allemal von
dem der Schwester Malerei trennt, liegt grade
darin, dass die Manipulation zunächst dem schöpfe-
rischen Subjekt, dem Bildner selbst keinen be-
stimmten Standpunkt aufzwingt, sondern vielmehr
die Notwendigkeit der Wahl und Beschränkung auf
einen festen Gesichtspunkt authebt; denn dieser
vorgeschriebene Standpunkt ist für das ruhige
Schauen allein, er ist, wie wir uns gesagt haben,
der specifisch malerische Standpunkt. Ihn kann
der Bildner bei der Arbeit selbst nicht einnehmen,
sondern immer nur nachträglich, sozusagen in Inter-
vallen zu kontrolicrenden Wirkungsproben. Im Her-
vorbringen der realen Form selber ist sein Stand-
punkt der des nahen beweglichen und abtastenden
Sehens, ja noch mehr des Hantierens, innerhalb der
Tastregion, wobei er sich „in seiner Vorstellung
immer um den Gegenstand herum bewegt". So
eben, und nur so allein entsteht unter seiner Hand
der dreidimensionale Körper aus dem formlosen Brei.
Diese stereometrische Grundlage, an der dann all-
mählich der Schein des organischen Gewächses nach
unserm Ebenbild gedeihen soll, dieses u11entbehr-
liche Substrat kann auch der Blinde kraft seines
Schmarsow, Plastik, lYIalerei u. Reliefkunst. 5