Gebrauchsfähigkeit und Äusdrucksfähigkeit unsres Leibes
59
und die Beobachtung unsrer Glieder als Werkzeuge
bei ihrem praktischen Gebrauch. Lange bevor sich
eine Gesamtvorstellung der menschlichen Gestalt als
organischer Einheit ausbilden kann, sind die Glied-
mafsen in ihrer Verwendbarkeit geläufig, ja selbst
die Ausdrucksfähigkeit des_ganzen Bewegungsappa-
rates für die mannichfaltigen Äusscrungen des Willens
wol vertraut. Wie das Kind der Mutter, der Knabe
dem Vater die Bewegungen seiner Glieder und die
Handhabung der Werkzeuge zu jeglichem Zwecke
des Alltagslebens absieht, in innerer Nachahmung
die Innervation des ererbten gleich organisierten
motorischen Apparates vollzieht und wiederholend
oder verstärkend unwillkürlich dazu gelangt, die
nämliche Tätigkeit auch wirklich auszuüben, so ler-
nen wir Alle, von hier aus, jede wahrnehmbare Ver-
änderung an verwandten Wesen verstehen und ge-
winnen den gangbaren Vorrat von Kenntnissen, die
uns den "Funktionsausdruclä' menschlicher Körper-
formen, sei es im Gesamtzug der Haltung, im In-
einandergreifen zweckmässiger Bewegungen oder gar
im ruhenden Zustand des Einzelgliedes vermitteln.
Unter rein praktischen Gesichtspunkten, die noch
jeder künstlerischen Anwandlung fremd scheinen,
bildet sich der Scharfblick des Jägers und des Hir-
ten, wie noch heute des Indianers für die Wahr-
zeichen zweckentsprechender Bildung in allen For-
men des organischen Gewäehses aus.
Mit ihrer Wahrnehmung stellt sich die Vorstel-
lung des Vorganges, der möglichen Bewegung und
ihres zeitlichen Verlaufes ein. Der ganze Körper