Normalbildung
des
Körpers
organischen
sichtsvorstellung als Ergebnis des höhern Sinnes
allein, nicht mehr als ausschliessliche Formel für die
Seligkeit des Kunstgcnusses und des Kunstschaffens
festgehalten Wird.
Handelt es sich in der reinen Plastik anerkann-
termafsen um die Darstellung des organischen Men-
schenkörpers in erster Linie, so kann den echten
Bildhauer auch Nichts mehr beleidigen, als wenn an
einer vollrunden Statue z. B. ein Glied des organi-
schen Gewächses misraten und verkürnrnert ist. Berufen
wir uns nur auf das klassische Beispiel bei Michelangelo,
wo ein Oberarm verhauen Ward und seine Volle Form
nicht aufwies! Die Plastik kennt keine Krüppel bis
auf die seltensten Ausnahmen. Nachträgliche Ver-
stümmelung beleidigt nicht. Wer, unter Künstlern
nur, genösse nicht die Venus von Milo ohne ihre
Arme, um die sich die Gelehrten streiten? Warum
aber erhebt sich der geniessencle Betrachter, dessen
Blick immer wieder über die Ansatzstellen hingleitet,
mit immer geringerm Anstoss über diese gewalt-
same Abstraktion in concreto? Eben weil die
Vorstellung arbeitet und die ganze Seele, nicht der
Augenapparat allein. "Es stellt sich heraus, dass
wir die Vorstellung darstellen," sagt Hildebrand
selbst einmal bei Gelegenheit des Wagenrades, das
nrollend" Wirken soll, 'aber in normaler "Daseins-
form" gezeigt wird. Sollte die Plastik auf die Be-
währung aus der Nähe, die Prüfung von verschie-
denen Seiten verzichten, die allein imstande ist, das
Normale und Typische, das ihr am Herzen liegt,
von dem Zufälligen und Bedingten, Einseitigen und