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Malerei und Plastik
muss sich durch eine Reihe unerlässlicher Überein-
stimmungen bewähren, und zwar für unser eignes
Körpergefühl. Was über den Wert der beiden
Grundrichtungen, die Senkrechte und die Wagrechte,
gesagt. worden ist, gilt hier nur noch unmittelbarer.
Das Höhenlot, das unser Blick einsetzt, muss sich als
aufrechte Grade, d. h. als grade Haltung ausweisen,
und wo diese nicht gezeigt wird, doch als Richtungsaxe
des Wachstums vorhanden sein, also die Möglichkeit
zu solcher Haltung erkennen lassen. Die Horizontale
bildet schon in der Basis die notwendige Ergänzung
und wird an verschiedenen, uns wol bekannten
Stellen des Leibes eingelegt, um-das Gleichgewicht
der Massen zu beurteilen, wie die Abweichungen
davon, die sich als willkürliche Bewegungen des Ge-
schöpfes erklären. Das Alles geschieht mit einer
fast unkontrollierbaren Schnelligkeit vermittelst unsrer
Augenbewegungen; aber auf dieser summarischen
Orientierung beruht die Entscheidung, dass das mar-
morne Ding da ein Lebewesen bedeute.
Die Kontrolle des Formbildens durch den Ge-
sichtseindruck vom entfernten Standpunkt, diese
Probe auf das Zusammengehen der realen Körper-
form zu einem glatt verlaufenden Wahrnehmungs-
akt, im Ganzen und im Einzelnen, und auf die letzte
Forderung, dass diese reine Erscheinung auch ein
deutliches Ausdrucksbild der Form abgebe und ihren
Wert als klare Gesichtsvorstellung bewähre,._ diese
ganze Begutachtung des taktilen Verkehrs zwischen
dem Künstler und seinem bildsamen Substrat rückt
doch wol wie zeitlich, so auch sachlich in der dar-