Sehen
Abtasten des
Vom entfernten Standpunkt ergab sich für das
ruhige Schauen das Fernbild. "Tritt der Beschauer
aber näher hinzu, so dass er verschiedene Augen-
akkomodation braucht, um das gegebene Objekt zu
sehen, dann hat er die Gesamterscheinung nicht
mehr in Einem Blick, und er kann sich das Bild nur
durch seitliche Augenbewegungen mit verschiedener
Akkomodation zusammensetzen. Es teilt sich also
die Gesamterscheinung in verschiedene Gesichts-
cindrücke, Welche durch Augenbewegung verbunden
werden. je näher der Beschauer dem Objekte tritt,
desto mehr Augenbewegungen braucht er und desto
kleiner werden die einheitlichen Gesichtseindrücke.
Zuletzt vermag er den Gesichtseindruck so zu be-
schränken, dass er nur immer einen Punkt scharf in
den Sehfocus rückt und die räumliche Beziehung
dieser verschiedenen Punkte in Form eines Be-
wegungsaktes erlebt; alsdann hat sich das Schauen
in ein wirkliches Abtasten und in einen Be-
wegungsakt umgewandelt und die darauf fussenden
Vorstellungen sind keine Gcsichtscindrucksvorstel-
lungen (von nun an kürzer: Gesichtsvorstellungen),
sondern Bewegungsvorstellungen, und
bilden das Material des Form-Sehens und Form-
Vorstellens."
"Das geistige Material des Bildhauers sind also
seine Bewegungsvorstellungen, welche er teils direkt
aus der Bewegungstätigkeit des Auges selbst, teils
aus den Gesichtseindrücken gewinnt, und diese bringt
er, indem er sie mit der Hand wirklich ausführt, an
einem stofflichen Material zur Darstellung. Diese
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