Zeichnung und Farbe
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schliesslich zu gründen. Das Problem des Malers
darf als solches doch nicht darin gesucht werden,
dass er alle Gesichtseindrücke auf ihre plastische,
oder sagen wir umfassender räumlich-körperliche,
Anregungskraft hin prüft und zu diesem Zwecke
verwendet. Es ist nur ein Teil desselben, der so-
gar nicht immer zu den Hauptbestandteilen ge-
rechnet wird. Und Hildebrand selbst bevorzugt
auf dieser Seite des Problems wieder erklärtermafsen
die "zeichnerischen Mittel". "Diese bilden den eigent-
lichen Kern der Wirkung des Bildes als eines Raum-
ganzen, sozusagen die Architektur des Bildes."
„Es ist auf der Hand liegend, dass die Farbe in
einem dienenden Verhältnis zur räumlichen Vor-
stellung steht und nur insofern beim Bilde von einer
innern Einheit der Farbe die Rede sein kann, als
diese an der grossen Arbeit, ein Raumganzes zu
bilden, teilnimmt. Nicht um den Reiz der Farbe
an sich, wie beim Teppiche, sondern um ihr Er-
scheinungsverhältnis als Distanzträger handelt es sich
in erster Linie" Das ist für den grossenAb-
schnitt der geschichtlichen Entwicklung, als dessen
Hauptvertreter wir die italienischen Meister der
Hochrenaissance gewählt haben, unzweifelhaft richtig.
Das Helldunkelverfahren eines Rembrandt, so sehr
es sich auch bei ihm um raumentwickelnde Er-
scheinungsfaktoren handelt, beweist jedoch den Weg
zu einer malerischen Einheit, die auf "zeichnerische
Mittel" im eigentlichen Sinne verzichten und all-
mählich von der Absicht, Gegenstandsvorstellungen
zu erwecken, zurückkommen kann.