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und Plastik
Malerei
wahrhaft lebendiges Bild der realen räumlichen
Natur erhalten sollen. In diesem gegenseitigen
Bedingen der Erscheinungsgegensätze und in ihrem
gemeinschaftlichen Hervorrufen eines Raumganzen
besteht eine Einheit der Erscheinung, welche nichts
gemein hat mit der organischen oder der Vorgangs-
einheit in der Natur"
"Gerade durch diese Koncentration und Zu-
sammenfassung im Bilde vermag die Kunst die zer-
streute Anregung der Natur zu übertreffen. Der
Künstler beobachtet auf diesen Zweck hin die Natur-
erscheinung in ihrem ewigen Wechsel, er scheidet
alle schwächlichen, nichtssagenden Konstellationen
aus." „Durch die Wirkungsgestaltung des Einzel-
falles," heisst es an andrer Stelle „giebt er die
Vorstellung, die sich an tausend Einzelfällen ge-
bildet hat." „Durch dies Reinigungssystem ver-
mag er dem Bilde die Kraft einzuvcrleiben, die es der
Natur gegenüber wertvoll macht."
Darin liegt also die ideale Seite der italienischen
Malerei bei den Meistern der Hochrenaissance aus-
gesprochen, die den Realismus des Quattrocento, auf
dem sie einig weiter bauen, durch diese Konsequenz
im Sinne des menschlichen Intellekts zu der Über-
legenheit eines- Systems gesteigert haben, vermöge
deren eben diesen Leistungen der Wert para-
digmatischer Bedeutung gesichert wird.
Auch so aber bleibt dieser „klassische Stil" der
italienischen Malerei eine historisch bedingte Er-
scheinung, und es dürfte nicht ratsam sein, die
Theorie der Malerei als Kunst auf sie allein so aus-