Dynamik des Bildes
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vollziehen soll, ein starkes Ingrediens von Körper-
gefuhlen wirksam wird, die aus den verpönten
Regionen unsrer Tastempfindungen stammen.
Auf diese unläugbare Tatsache wird gar das
Zustandekommen der ästhetischen Bildeinheit gebaut.
„Das Wesen der einheitlichen Darstellung liegt darin,
dass ihr eine einheitliche Anziehungskraft nach der
Tiefe innewohnt" Da muss selbst unsre
Gegenstandsvorstellung, die z. B. eine Verkürzung,
wo sie eine vornüber gebeugte Person erkennt, als
aus dem Bilde uns entgegenkommend aufzufassen
trachtet, gezwungen werden, sich der höhern Macht
des Tiefendranges gefangen zu geben! Das Auf-
rechterhalten der einheitlichen Tiefenbewegung soll
freilich dadurch gelingen, dass hinter jeder Ver-
kürzung noch etwas ist, was den Blick und die
Tiefenvorstellung stark nach hinten zieht, also
irgend eine Ferne Aber wenn einmal ein
Konflikt von Gegenstandsvorstellung und Gesichts-
oder Bewegungsvorstellung ausgebrochen ist, so kann
wol nur eine höhere Instanz, die in der Vorstellungs-
tätigkeit selber wirkt, die Ausgleichung zur Ein-
heit entscheiden. Doch folgen wir dem Führer,
die wertvollen Errungenschaften seiner Analyse zu
sichern.
Es ist ausserordentlich wichtig, zu der Erkennt-
nis durchzudringen, dass solche Bilderscheinung dann
„aus einem Komplex von Gegensätzen besteht, welche
alle gegenseitig und Wiederum im Ganzen A11-
regungen für die plastische und räumliche Vor-
stellung in uns bewirken müssen, Wenn wir ein