Volltext: Plastik, Malerei und Reliefkunst in ihrem gegenseitigen Verhältnis (Bd. 3)

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Malerei und Plastik 
Jedenfalls also giebt es in der Malerei beachtens- 
werte, weder historisch noch theoretisch wegzuläug- 
nende Gebiete, in denen die Gcsichtseindrücke, die 
das Bild gewährt, nicht die volle Formvorstellung 
von Gegenständen erwecken sollen. Licht und Farben 
sind die mächtigen Faktoren, die uns die sichtbare 
Erscheinung des All zu vermitteln im stande sind, 
ohne irgendwie zur Raumform oder zum Körper- 
volumen zu konkrescieren. Sie bestimmen die Ökono- 
mie eines Bildes als Kunstwerk mit demselben Recht, 
wenn nicht mit grösserem, wie die linearen Elemente 
der Zeichnung, die monochrome Silhouette, die schon 
gar nicht ohne die Hilfe jener beiden zu bestehen 
und weiter-zukommen vermögen. In unsrer Alltags- 
erfahrung verbinden sich allerdings die Farben zu- 
nächst mit den Körpern, und das Licht erfüllt den 
Raum, noch ohne sich als Medium geltend zu machen, 
indem es ihn für uns erhellt. So ist es nicht anders 
als natürlich, wenn die Malerei von jenem gegen- 
ständlichen Interesse poetischer Erzählung aus, auch 
zur Schärfe und Bestimmtheit in der Wiedergabe 
der Dinge und ihres Schauplatzes weiter drängt. 
Die Körperlichkeit mit ihrem materiellen Vollgewicht 
heraufzubeschwören und die Räumlichkeit mit all 
ihren Konsequenzen in den Rahmen des Bildes aufzu- 
nehmen, ist aber ein kühnes Unterfangen, das die Ein- 
heit der Flächenwirkung als solche zersprengen muss. 
Die elementaren Mächte der Wirklichkeit zu bändigen 
und in solchem Ausschnitt für den lautem Genuss 
des Schauens zu beruhigen, dazu gehört eine sichere 
Herrschaft über sie alle, und mehr als ein feinsinnig
	        
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