poetischen Vorstellung
der
Freiheit
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des Bildlichen selber. Meist bringt der Betrachter
des letztern schon die Kenntnis des geistigen In-
halts mit oder empfängt sie daneben im Texte, so
dass als Aufgabe nur die Veranschaulichung übrig
bleibt, die der leicht erreglichen Phantasie allerdings
auch mit wenigen Mitteln schon die mannichfaltigsten
Associationen zur Stärke des eigenen Erlebnisses
steigert. Ihr höchstes Anliegen bleiben die Kausal-
beziehungen, so dass sie sich um räumlich-körper-
liche Verhältnisse nur insoweit kümmern, als sie ihrer
zum Verständnis jener bedürfen. Diese für den
poetischen Zusammenhang wichtigen Relationen liegen
aber fast alle wieder auf der Seite zeitlicher Vor-
stellungen, im transitorischen Verlauf, oder sie be-
ruhen, wo dies nicht der Fall ist, auf festgewordenen
Associationen, die wieder keine räumliche und
körperliche Auseinandersetzung in dreidimensionaler
Vollständigkeit erheischen, sondern sich mit zwei,
ja mit einer Ausdehnung begnügen. Wechselt doch
ausserdem das vorstellende Subjekt, der Dichter
sowol wie sein Hörer oder Leser mit ihm, beliebig
den Standpunkt zu seinen Personen und Gegen-
ständen, bald aussen bald innen. Ist es doch nie-
mals konsequent an eine Richtunggxe, geschweige
denn an einen festen Schnittpunkt der Koordinaten
gebunden, sondern erlaubt sich, die Tiefe entweder
als Nebeneinander in der Breite oder als Über-
einander in der Höhe, ja ebensowol, von seiner
Warte herab oder in leichtem Fluge dahin, als
Untereinander zu betrachten, wie sein Schauplatz
himmlische, irdische und höllische Regionen um-