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Plastik
Malerei und
die Gegensätze von Hell und Dunkel, also Farben
in Linien oder in Flecken aufgetragen, nur noch im
zweidimensionalen Sinn des Sehfeldes als Fläche.
Dahin gehört das Gebiet der ägyptischen Wand-
malerei wie das der mittelalterlichen Buchmalerei
zu ihrem grössten Teile. Was sie auf der Bildfläche
mit Strichen oder Klecksen hervorbringen, sind
Zeichen, Anregungen für die Gegenstandsvorstellung.
Was ist aber ein Gegenstand? Wie unsre
Muttersprache selbst uns lehrt: etwas, das uns ent-
gegensteht. Was entweder unserm Leibe als Körper
im Raum, oder unsern vorgestreckten Tastorganen,
oder nur unserm vorwärts gerichteten Blick, oder
endlich gar der anschaulichen, über uns selbst hinaus-
dringenden Vorstellung einen Widerstand leistet.
Es kommt also auf ein dem Gefühl oder der Vor-
stellung solches Widerhalts entsprechendes Zeichen
an, das diese konstitutive Eigenschaft der Dinge im
Bcschauer auszulösen vermag. Was wäre das ab-
strakteste Zeichen dafür? Nicht der Punkt; er be-
zeichnet nur den festen Ort in der allgemeinen Weite
des Sehfeldes. Nicht eine Reihe von Punkten in
wagerechter Richtung; denn wir schreiten über sie
hin, wie unser Fuss über die Schwelle. Nur eine
senkrecht aufsteigende Reihe von Punkten gewinnt
die Intensität; nur die aufgerichtete Gerade, die uns
gegenübertritt, bedeutet ein Ding an seinem Orte
vor uns, wie unsersgleichen, die Körper rings um
uns selber. Und die Grade dieser aufgetragenen
Intensitätswerte, die Mehrzahl der übereinander ge-
reihten Punkte giebt zugleich die Abstufungen für