Fernbild
Das
sich nur auf einer gegebenen Richtungsaxe annähern
oder entfernen kann, schränkt sich die optische Auf-
fassung noch mehr ein. Als Sehgemeinschaft ent-
spricht der Gegenstand in seiner Situation „mit Um-
gebung und Hintergrund" durchaus dem Inhalt des
"Bildes", als Werk der Malerei, wie wir es im ersten
Teil dieser Beiträge definiert haben. Und so nennt
es auch Hildebrand häufig genug selbst, allerdings
ohne die Unterscheidung von)„Gebilde", womit wir
das Körperliche allein zu bezeichnen pflegen.
Damit ist das Problem der Form in der bilden-
den
Kunst
schon
allein
auf
dem
Boden
der
Malerei
gestellt, und es bleibt die Frage, wie weit aus diesen
komplicierteren Bedingungen nachträglich noch der
Fall der Plastik zurückgefunden werde.
„Ist der Standpunkt des Beschauers ein so ferner,
heisst es weiter, dass seine Augen nicht mehr im
Winkel, sondern parallel schauen, dann ist das em-
pfangene Gesamtbild rein zweidimensional, Weil
die dritte Dimension, also alles Nähere und F ernere
des Erscheinungsobjektes, alle Modellierung nur durch
Gegensätze in der erscheinenden Bildfläche wahr-
genommen Wird, als Flächenmerkmale, die ein
Ferneres oder Näheres bedeuten."
Dies Gesamtbild vom entfernten Standpunkt ist
die Hauptsache, auf die es nach Hildebrandbci allern
künstlerischen Schaffen ankommt: das reine einheit-
liche Flächenbild, das er Fernbild nennt. Es
stellt die einzige Einheitsauffassung der Form im
Sinne des Wahrnehmungs- und Vprstellungsaktes
Schmarsow, Plastik, Malerei u. Reliefkunst. 2