der Kunst
Das Reich
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bildung führt, in einem gleichen Problem, in der
nämlichen Aufgabe gesucht werden dürfe.
Die Lehre des alten Griechen, das Mafs aller
Dinge sei der Mensch, ist aus dem Geiste der künst-
lerischesten Nation entsprungen. Der Satz gilt im
Reich der Künste ohne Widerspruch; ja er ist die
Grundlage fur ihr Verständnis.
So betrachten wir die Kunst als eine Aus-
einandersetzung des Menschen mit der Welt, in die
er gestellt ward, gleichwie deren ethische Be-
handlung und deren wissenschaftliche Erkenntnis es
auch sind. Aber die Kunst unterscheidet sich von
diesen Nachbarinnen durch ein glückliches Vorrecht.
Sie allein befriedigt das natürliche Verlangen nach
dem Einklang zwischen dem Menschen und seiner
Welt, bei dem allein auch der Einklang mit sich
selber gedeihen kann, oder richtiger, sich von selbst
ergiebt; denn die Übereinstimmung mit der mensch-
liehen Organisation, der innern wie der äusseril, ist
die Voraussetzung all ihrer Probleme und der Schlüs-
sel all ihrer Lösungen.
Der Antrieb zum künstlerischen Schaffen kann
ebensogut von der Innenwclt des Menschen wie von
der Aussenwelt, entweder von der Vorstellung oder
von den Sinneseindrücken ausgehen. jedes Wahre
Kunstwerk ist an seinem Teil eine solche Auseinander-
setzung mit der Welt, von welcher Seite immer es eine
Aufgabe in Angriff nehme. Und die Gesamtheit der
Einzelkünste, die wir mit vollem Recht als ein Reich
menschlichen Geisteslebens unter dem Namen "Kunst"
zusammenfassen, schafft an einer umfassenden und