Statuen in bestimmender Situation
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Nische nicht recht vertragen, wirkt aber grade so,
wie an zufälliger Stelle sich ergebend, auch desto
transitorischer in ihrer Handlung, und da sie Beide,
der Meister wie der Jünger, nur für einander da sind, als
Erscheinung eines innernzusammenhanges, der höch-
stens malerisch seinen Ausdruck hätte finden könnenf)
"Figuren mit einem architektonischen Hinter-
grund," lesen wir auch bei Hildebrand gelegentlich
des Grabmals von Canova, dessen vollplastische
Austührung er mit Recht tadelt, "das ist im Grunde
eine Bildvorstellung. Sie kann als ein Ganzes nur
als Relief dargestellt werden" Vollkommen ein-
verstanden; nur ziehen wir auch umgekehrt die
Folgerung: Rundplastik in einer bestimmten Situation,
die einen weiteren Zusammenhang um sie anspinnt,
Figuren; die nur als Teil einer Gesamtheit aufgefasst
werden können, in der sie erscheinen, sind nicht
mehr als selbständige Schöpfung der Plastik allein
anzuerkennen, sondern fallen zugleich unter das
Problem der Malerei oder der Reliefkunst.
Der feste und entfernte Standpunkt, den der
Beschauer einnimmt, drängt seine Vorstellung zum
Vollzug der Tiefe, und wenn der Blick in der Mitte,
an Stelle des Augenpunktes, gleichsam einbohrt, so
ergreift die Tiefenbewegung die organischen Körper
oder sonstigen Gegenstände ebenso wie den archi-
tektonischen Hintergrund und die Scheidewand der
vordersten Raumschicht mit. Sie wandelt den Ge-
I) Vgl. Schmarsow, Donatello S. I7 ff. u. Festschrift zu Ehren
kunsthistorischen Instituts zu Florenz, Leipzig X897 p. 36-53.
des