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Reliefanschauun g und Dekoration
keinem
andern
Gedanken
Vorerst
als
dem
Zweck
der ganzenVerkörperung: der überzeugenden Nähe
des Daseins, der sinnlich wahrnehmbaren Gegenwart.
Ob das Bild seines Zeus sich zur Reliefanschauung
einige an seinem Standort, ist eine Frage, die dem
Phidias ebensowenig gekommen sein dürfte, wie
seinen Landsleuten, für deren Glauben er das Ko-
lossalbild erschuf, und die Athene Promachos, die
zwischen Baukörpern aufragte, will sich erstrecht
nicht mit dieser Situation zu harmonischer Gesamt-
erseheinung für den malerischen Sinn des objektiven
Beschauers ausgleichen, noch als Teil einer Gesamt-
heit aufgefasst werdeil, wie die Reliefanschauung es
fordert, sondern sich selber behaupten, trotz all dem
kleinen Menschenwerk, das sie beschirmt, wie die
Herrin der Stadt, die mit ehernem Fuss die Akro-
polis bestiegen hat und dasteht, schon von Ferne
dräuend für den Feind, der begehrlich von Meer
oder Land herüberschaut.
der
Und warum stellt
Griechen auch die
die plastisch denkende Kunst
kleineren Götter an der Front
ihrer Tempel nicht als Einzelstandbild auf, sondern
nur in vorübergehender historischer Situation, wenn
auch von bleibender Bedeutung, d. "h. im Reliefbild?
Warum macht sie es nicht wie die christliche Kunst an
ihren Kirchenfassaden? Wir können die Antwort aus
einem künstlerischen Ganzen holen, das zeitlich da-
zwischen liegt, aus dem Pantheon des Agrippa in
Rom. Mit der Verschleifung der selbständigen Seh-
felder auf jeder Seite zu einer einzigen cylindrischen
Pilächeilbewegung ringsum ist auch das Schicksal der