Volltext: Plastik, Malerei und Reliefkunst in ihrem gegenseitigen Verhältnis (Bd. 3)

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Einleitung 
lichen Gesichtsvorstellung hindurch zu ermöglichen, 
geht Hildebrand von einer Weiteren Unterscheidung 
aus. Den künstlerisch durchgebildeten „Flächenein- 
druck", in dem dies Heil gefunden wird, soll „das 
ruhig schauende Auge ohne Bewegungstätig- 
keit aufzunehmen im Stande sein" (S.   also 
muss auch das Auge im Zustande ruhigen Schauens 
von der beweglichen Tätigkeit unsers sonstigen 
Sehens unterschieden und isoliert werden. „Das 
ruhig schauende Auge empfängt ein Bild, Welches 
das Dreidimensionale nur in Merkmalen auf einer 
Fläche ausdrückt, in der das Nebeneinander gleich- 
zeitig erfasst wird" (I0  
Gegen die Trennung unsrer Wahrnehmungen 
durch däs Sehorgan „in eine rein schauende und in 
eine sich rein bewegende Augcntätigkeit" regt sich 
nun aber das stärkste Bedenken, besonders wenn sie 
mehr bedeuten soll als eine wissenschaftliche Hilfs- 
konstruktion, die unser logisches Bedürfnis behufs 
begrifflicher Klarheit aufstellen und, solange sie ihrer 
nicht entbehren kann, in abstracto aufrecht erhalten 
mag. Zugegeben, dass der Einzelne zum Behuf 
experimenteller Beobachtung recht Weit in dieser 
Scheidung auch tatsächlich gelangen könne, so 
bleibt sie doch im natürlichen Verkehr mit der um- 
gebenden Welt, so wie der freie Wechsel dieser 
Möglichkeiten aufgehoben und die eine bevorzugt 
werden sQll, etwas Erzwungenes, vielleicht Unkon- 
trollierbares. Es erhebt sich also von vorn herein 
der Zweifel, ob ein gesundes Kunstschaffen auf dieses 
künstliche Princip gegründet werden darf, dessen
	        
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