Sockelregion
Hochrelief
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leiblicher Berührung hervordrängen, d. h. für uns die
natürliche Disposition zu vollplastischer Auffassung
entsteht. Tektonik und Plastik aber setzen sich klar
auseinander, indem der Erstern die stereometrische
Form des Postaments bis zur Ausladung in Stufen-
absätzen zufallt, der Letztern aber die Darstellung
organischer Körper selbst. Und so bestimmt sich
der Charakter des untersten Sockelreliefs als ein
besonders starkes Hochrelief, in dem der For-
mendrang sich noch elementarer und urwüchsiger
regen darf als in den höheren Regionen, wo auch
die reinem Formen wohnen. je tiefer die Plastik
herabgreift, desto mehr quellen ihre Gebilde nach
unten vor nach Analogie des ablaufenden tek-
tonischen Profils, das an ihre Stelle treten müsste.
Da ist es denn ein erdgeborenes Geschlecht, das
sich wuchtiger und massiger noch daherwälzt, als
der leichtfussigere Menschensohn auf den heiteren
Gefilden, wo die Ordnung der Olympischen sich
ausbreitet. Der Titanenkampf am Unterbau von
Pergamon ist das schlagende Beispiel für unser
ästhetisches Verhältnis zu diesem untern 'Bezirk,
das natürlich erst zu einer Zeit so klar zum Austrag
kommen konnte, in der die Plastik sich frei zu be-
wegen, nicht nur dem strengen Gesetz der Archi-
tektur sich zu bequemen gelernt hatte, ja gelegent-
lich auch aufgelegt war, der ältern Schwester ihren
Boden abzuringen für den plastischen Drang nach
Organisation.
Ringsum am Anstieg eines cylindrischen Bau-
werks, turmartig, oder bei weiterer Reduktion des
_V Schmarsow, Plastik, Malerei u. Reliefkunst. I3