und Bauwerk
Sehraum
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nicht
d. h.
mehr als Ausschnitt einer innern Kugelfiäche,
als Kalotte, in die wir hineinschauen, sondern
als senkrechte Ebene,
wird. Zwischen den
die
vier
vor uns steht, genommen
senkrechten Ebenen des
lnneruaumes ringsum, wie zwischen ihnen und den
horizontalen Ebenen des Bodens unten und der Decke
oben, liegen indess, wie wir besprochen haben, die
Übergangskurven des Sehraums, die sich für unser
Gefühl auch gegenüberder rechtwinkligen Form des
Aufbaues geltend machen, und in der künstlerischen
Ausgestaltung dieser Zonen ihr Recht behaupten.
Dies Gefühl wird in unsern gewohnten Raumverhält-
nissen, besonders in Wohnungen grade in der untern
Region zwischen Fussboden und Wand sehr ein-
geschränkt, und zwar durch die Höhenlage des F uss-
bodens zu unserm Augenpaar, so dass nur der oberste
Teil der Kurvatur gegen das Sehfeld ansteigt. In
seiner ganzen Stärke aber meldet es sich in weiten
hohen Räumen, zumal wenn wir in deren Mitte ein
Podium besteigen oder eine Kanzel, die den Fuss-
boden für unser Schauen ringsum tiefer legt als ge-.
wohnlich, die Lage unsres Augenpaars dagegen
höher, dem Centrum des Axensystemes der Räum-
lichkeit näher rückt. Ähnlich ist es bei offenen
Treppenanlagen der Fall, bei deren Anstieg etwa
ein Podest die Überschau nach unten frei legt.
Eben dieses Beispiel selbst giebt die erste starke
Bewährung unsres Princips in dem nach unten vor-
springenden, nach oben zurückweichenden Stufen-
lager, etwa bei der Frontansicht eines Tempels,
oder im grösseren Mafsstab beim Aufgang zur Akro-