Perspektivisches
F lachrelief
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mag auf das typisch malerische Verfahren am Grab-
mal Maximilians in Innsbruck hingewiesen werden,
das dem ganzen Norden geläufig wird. Die folgenden
Jahrhunderte bis zum Ausgang des Rokoko sind über-
reich an den mannichfaltigsten Leistungen solcher Art.
Wie wir aber ein ausgeführtes Gemälde in der
Zeichnung gleichsam auf einen linearen Auszug zu
reducieren versuchen, so kann das Grundprincip des
Tiefreliefs auch auf die Bedingungen des Flach-
reliefs eingeschränkt werden, um auch hier die
malerische Anschauung, bei der die Raumeinheit
überwiegt, durchzuführen. So entsteht eine Misch-
art zwischen den beiden äussersten Extremen, die
wir als "perspektivisches Flachrelief" kurz-
weg bezeichnen. Donatello hat in seiner Schlüssel-
übergabe (im South Kensington Museum zu London)
ein Beispiel geliefert, das über den malerischen Cha-
rakter der Intention keinen Zweifel lässt. Seine Ge-
hülfen in Padua treiben die perspektivische Kon-
struktion noch wciterÄ) In der ganzen Reliefkunst
des Quattrocento spielt es eine wichtige Rolle. Das
allerflachste Relief nähert sich dann selbstverständ-
lich im Grunde der Gravierung und Zeichnung, be-
sonders der einritzenden Vorbereitung damaliger
Fresken und der Silberstiftarbeit auf farbig grundier-
tem Papier in ihren Studien, d. h. auch den
technischen Verfahrungsweisen der Malerei als Kunst.
I) Vgl. Schmarsow, Donatello, Breslau 1886, p. I6. 27. 33 ff.
37. 41. 49. M. Semrau, Donatellos Kanzeln in S. Lorenzo. Bres-
lau 1891, besonders das aus unsern Seminarstudien erwachsene
Kapitel über Donatellos Reliefkunst. '