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Die Relief kunst
werden darf, wo immer es gilt, Unsresgleichen
zu erkennen. Und die nämliche Richtungsaxe des
Wachstums brauchen wir bei den Tieren, bei
denen sie anders liegt, nämlich mit der Rich-
tungsaxe der Ortsbewegung zusammenfallt, wie beim
Vierfüssler und beim Fisch. Bis an das Rückgrat
muss der Körper des Löwen erscheinen, wenn die
Auffassung des organischen Gewächses die Haupt-
sache bleiben soll. Um diese lVlittelaxe des Wachs-
tums reihen sich die Paare homologer Glieder. Sie
wenigstens muss der Umriss bieten, den das Hache
Relief zu seinem wesentlichsten Mittel der Dar-
stellung ausbildet. Von der Wachstumsaxe geht des-
halb auch die Körperauffassung des Bildners wie des
Beschauers aus und folgt der Entfaltung von der
Grundiiäche bis an die vordere Parallelebene, mit
der wir die Schauseite wie mit einer Glasplatte be-
deckt denken mögen. Sie gewinnt den Schein der
Rundung, weil die Erhebung aller vor der Mittelaxe
gelegenen Körperteile, wie der Schultern, der Arme
oder was sonst dem Betrachter am nächsten steht,
grade die geringste bleibt. Die Andeutung dieser
inneren Gliederung begnügt sich mit den einfachsten
Hauptsachen, unterdrückt, wie gesagt, die Schatten
zum grossen Teil, um den äusseren auf der Grund-
Häche keine Konkurrenz zu machen; denn diese sind
die unerlässliche Voraussetzung der Deutlichkeit.
Um den Umriss auch auf hellem Grunde noch hin-
reichend sich abheben zu lassen, wird er so be-
handelt, dass die Erhebung unvermittelt und senk-
recht gegen den Grund abfällt, und wo auch dieses