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Die Relief kunst
Flachreliefs, das von dieser raffinierteren Übergangs-
stufe grade weit entfernt liegt. Es kommt vielmehr
auf die andre Seite seines Charakters an, die es
der Tektonik nähert.
Das Flachrelief bewahrt das Wesen der
tektonischen Flächenschicht auch für seine künstle-
rische Existenz als bildliche Darstellung fast immer
in mafsgebender Stärke. Es empfängt die Abbilder
der lebendigen Geschöpfe ursprünglich nur zur Be-
lebung seiner Schauseite, wie jede sonstige Flächen-
ornamentik, als Zutat von sekundärer Bedeutung.
Auch die menschlichen Gestalten sind an sich nicht
mehr als die geläufigen Tier- und Pflanzenmotive,
ja als stereometrische und planimetrische Elemente,
die zur einfachsten, von allen Gegenstandsvor-
stellungen vielleicht noch freien Rhythmisierung der
Flächendimension dienten. Ihre ästhetische Funktion
ist so lange gewiss nur die: den simultanen Ein-
druck der tektonischen Form in successive Auf-
fassung zu übertragen; denn so allein vermögen wir
Menschen die starre, an sich aller Bewegung fremde
Raumgrösse zu ermessen, also auch die "Aus-
dehnung" unsere Sprache übersetzt ja mit diesem
Wort schon die Ruhe in Tätigkeit nachzufuhlen,
an uns zu erleben. Es ist also eine Durchdringung
von Beharrung und Bewegung, die hier stattfindet,
wie in aller künstlerischen Behandlung. Aber im
tektonischen Körper will die Beharrung weit über-
wiegen. Es wird also der feste Bestand der Stein-,
Thon- oder Erzplatte nur an der Oberliäche ein
wenig aufgelockert. Nur wie ein Hauch des Lebens