Halbrelief
Das
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Dies Halbrelief pflegt auch bei Münzen,
Medaillen und geschnittenen Steinen angewandt zu
werden, wo es sich also um kleinen Mafsstab und
nähere Betrachtung handelt, solange der Beschauer
sie in die Hand nimmt, um sie zu begucken. Hier
kommt die Beweglichkeit des Verhältnisses, die
zwischen ihm und dem Bildwerk eben durch die
wechselnde Verschiebung der Lage sich einstellt,
begünstigend hinzu, um die natürliche Beweglich-
keit der Oberfläche organischer Formen zu ge-
niessen, wie sie im Spiel der zufälligen oder will-
kürlichen Beleuchtung zu erscheinen pflegt.
Und in der Tat, die Grundfläche wirkt immer
wie ein schimmerndes Medium, das uns die weitere
Form entzieht, um so entschiedener natürlich, je
mehr von der Fläche über und neben den Figuren
stehen bleibt. Im Verein mit der weichen fliessen-
den Ausgleichung der Formen für den darüber hin-
gleitenden Blick unsrer Augen vermag dieser Hinter-
grund, weiss oder gar blau getönt, vielleicht auch in
zarter Vergoldung, zum Luftraum zu werden, der
lichtdurchtränkt und duftig keine scharfe Durch-
schneidung der Raumaxen mehr erkennen lässt und
keine stereometrische Härte mehr duldet.
Noch einen weitern Schritt im Verzicht auf den
nahen Genuss der Schönheit organischer Formen
bedeutet das Basrelief, das die eingehendere Model-
lierung und innere Gliederung aufgiebt, indem es
die Schatten hier zu Gunsten des Umrisses aussen
unterdrückt. Indessen, diese Ableitung aus dem
Halbrelief entspricht sicher nicht der Entstehung des
Schmarsow, Plastik, Malerei u. Relicfkunst. 12