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Die Relief kunst
und freie, durch keine Überschneidungen gestörte
Ansichten des Ganzen, die selbst kontrastierende Be-
wegung der korrespondierenden Glieder eines Leibes,
den sogenannten Kontrapost, nicht leicht Verträgt.
Der Übertritt aus den Bedingungen im Freien zu
der einseitigen oder durch Reflexe zerstreuteren
Beleuchtung im Innenraum kann ebenso dazu bei-
tragen, auf die volle Rundung zu verzichten.
Da begegnen wir zunächst einer Übergangs-
klasse, die zwischen dem Hochrelief und dem Flach-
relief in der Mitte liegt, und deshalb von den
Italienern „mezzo rilievo" genannt Wird. Wir können
es, dem Gesichtspunkt, den wir verfolgen, ent-
sprechend, nach der andern Bedeutung des selben
Wortes, als Halbrelief bezeichnen, weil seine
charakteristische Eigenschaft darin besteht, dass es
die Hälfte des menschlichen Körpers, von der jedes-
maligen Schauseite bis an die Vertikalaxe, wieder-
giebt und für diese den natürlichen Eindruckizu er-
reichen sucht, so dass es sich zuweilen zu wirklicher
Übereinstimmung herausmodelliert. Die vordersten
Formen, die dem Beschauer am nächsten liegen,
erhalten auch hier die stärkste Erhebung, aber sie
lösen sich nirgends wie im Hochrelief zu freier
Rundung los. Noch immer kommt es dem Bildner
darauf an, die Gliederung der Formen in ihrem
Reichtum zu vermitteln; aber die starken Kontraste
der Lichter und Schatten gleichen sich aus, und ihre
mildere Auseinandersetzung eignet sich besonders
für Innenräume mit seitlichem oder zerstreutem
Licht,
die
dem
Hochrelief widerstreben.