Das Hochrelief
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Genug, die Einheit besteht nicht etwa in einer ge-
läuterten Gesichtsvorstellung allein, nicht in dem
optischen Genuss, wie ihn harmonische Verteilung
der Schatten und Lichter zu gewähren vermag,
sondern auch hier in einer Synthese, die unsre Vor-
stellungstätigkeit auf Grund aller Anregungen leistet,
die der Künstler ihr zuführt.
Unsere Erörterung der Möglichkeiten bei Ge-
legenheit des Hochreliefs muss schon die Punkte
hervortreten lassen, WO die Abweichungen anzusetzen
vermögen. Es wäre darnach leicht, die Umbildung
nach ihren verschiedenen Richtungen hin als all-
mähliche Verschiebung des Princips zu schildern;
doch wird es an dieser Stelle ratsam, auch die
Gegensätze scharf hervortreten zu lassen.
Wenn. das Hochrelief als die eigentlich plastische
Lösung des Problems, den Zusammenhang orga-
nischer Körper in den Gränzen ihres Gestaltungs-
raumes selber mit Hülfe nur eines festen unbezeich-
neten Hintergrundes darzustellen, betrachtet werden
muss, und auch seine stärkste Modellierung durch
die entstehenden Gegensätze von Hell und Dunkel
zunächst nur als Äusserung des nämlichen eminent
plastischen Sinnes aufgefasst werden darf, dem es
um die vollrunde Körperlichkeit seiner Gebilde zu
tun ist, so fragen wir uns, bis zu welcher Gränze
dieses Princip der Gestaltung auf der andern Seite
aufrecht erhalten werden kann, wo es gilt, der vollen
Modellierung durch Schatten und Licht zu entsagen.
Ihre kräftigen Kontraste beschränkten, wie wir sahen,
die Darstellung der Figuren auf offene Haltungen