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Relief kunst
Die
Macht, die diese dargestellten Wesen herabdrücken
oder verkürzen, gefährden oder irgendwie beeinflussen
könnte. Nur gleich organisierte Geschöpfe treten mit
ihnen auf, sei es als Gefährten, sei es als Gegner;
also der Mensch und sein Ideal, der Heros oder gar
der Gott, dazu das bodenständige Tier in seiner
Gemeinschaft, das Ross, der Hund, das Rind u. s. w.,
oder im Kampfe wie der Löwe, der Hirsch, der
Eber u. s. w., während der Adler aus der Luftregion
nur als Körper unter gleichen Bedingungen zugelassen
wird und selbst der Drache, die Schlange sich zum
gleichwertigen Gebilde zusammenballt. Das Höhen-
mafs des Menschen überträgt sich gar auf die andern
organischen Geschöpfe, die grösser sind als er, auf
die Tiere sowol wie auf den Baum, indem es sie
herabmindert, oder auf die kleineren, indem es sie
vergrössert. Der Wert des Hochreliefs aber besteht
grade in diesem Festhalten der Körpervorstellung
im Sinne der echten Plastik, also des organischen
Menschenleibes vor allen Dingen. Nur Einer Macht,
die über sie alle hingeht, haben sie ausserdem sich
anzubequemen, das ist die des Bundesgenossen, durch
den sie als Formgebilde sichtbar werden, das Licht.
Die Gliedmafsen derVorderseite mögen sich in voller
Rundung vom Rumpfe abheben; aber sie dürfen
keinen Schatten werfen auf die Nachbarformen, so
dass diese dadurch zerrissen oder unkenntlich werden,
also die Deutlichkeit der Erscheinungsform für die
Erkennung des Gegenstandes ist die erste Forderung.
Eine gewisse freie Entfaltung jedes Einzelkörpers,
die dabei unsrer Vorstellung entgegenkommt, wird