Hauptarten
Drei
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Vermittlung gäbe. Im Gegenteil, wir werden schon
im Interesse der Ästhetik hier auf solche Mittelstufen
ausdrücklich eingehen. Unsere Auffassung der Relief-
kunst als ein Übergangsgebiet bestätigt sich grade
durch den Sachverhalt, dass die Gränzen der ver-
schiedenen Stadien in einander Hiessen, also nur
relativ bestimmt werden können. Das Gestaltungs-
princip ist jedoch in den drei Hauptklassen so grund-
sätzlich von einander verschieden, dass eine genaue
Definition versucht werden muss. 1)
Das Hochrelief bestimmt sich nicht allein nach
dem äussersten Mafs der Erhebung, von dem der
Name ausgeht, indem es die dritte Dimension der
dargestellten Körper bis zur Übereinstimmung mit
der Wirklichkeit ausdehnen kann. Denn mit diesem
Mafsstab wäre ja zunächst auch die Forderung der
Lebensgrösse gegeben, an die sich die Reliefkunst
jedoch ebensowenig bindet wie die Rundplastik.
Es gehört als ergänzende Bestimmung vielmehr hinzu,
dass die Normalhöhe der Figuren die Gesamthöhe
der Bildfläche für sich in Anspruch nimmt, über
den Köpfen also keinen leeren Luftraum ijibrig lässt.
Damit ist die Wirkung unter Lebensgrösse für die
Vorstellung ausgeschlossen, mag das Mafs in Wirk-
lichkeit sein, welches es will. Es giebt keinen Raum
ausser dem durch die Körper selbst erfüllten, also
auch weder in der Höhe noch in der "Tiefe eine
I) Ich gebe sie, wie seit Anbeginn meiner Lehrtätigkeit, im
Sinne meiner ganzen Kunstlehre, darf also anderweitige Versuche,
die von fremden Gesichtspunkten ausgehen, ausser Betracht lassen.