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Relief-
Anschauung
einer festen und undurchsichtigen GränzHäche ab-
geschlossen wird und an dieser tektonischen Scheide-
wand des bildsamen und durchschaubaren Raumes
haftet. Diese tektonische Fläche, mag sie (wie bei
Grabstelen) frei aufgerichtet stehen oder als Bestand-
teil zu einer massiven Mauer gehören, schneidet die
Möglichkeit ab, das Bildwerk anders als von der
Vorderseite zu betrachten. Im Übrigen jedoch lässt
sie den Wechsel des Standpunktes gegenüber dieser
vorderen Parallelebene ebenso offen, wie sonstige
tektonische Gebilde, die an einer Fläche haften, d.h.
sowol seitliche Verschiebung auf der Standlinie des
Beschauers als auch Veränderung des Abstandes
selber. Die tektonische Scheidewand hinten hebt
jedoch, für diese Betrachtung selbst, das Vordringen
des Blickes in die Tiefe dadurch auf, dass sie den
weitern Raum abschneidet. S0 wirkt sie als nega-
tive Instanz, indem sie die Konsequenz des
Schauens von einem festen und entfernten Stand-
punkt verbietet. Eben dadurch hält sie positiv
die freie Wahl seitlicher Bewegungen und die Be-
rechtigung des tastenden Sehens aus der Nähe
zur Ergänzung offen. Sie wirkt als positive Instanz
ferner dadurch, dass sieselbst wie den weiteren
Raum auch den weiteren Zusammenhang überhaupt,
die Garantie aller sonstigen Bedingungen räumlich-
körperlicher Existenz bedeutet. S0 zwingt sie die
Anwandlungen zu fortschreitender Tiefenbewegung,
die unsre Vorstellung vollzieht, zurückzustauen
und in der einen Schicht des Gestaltungsraumes sich
auszubreiten, damit aber zur Körpervorstellung, von