Das Reich
Plastischen und
des
Bildlichen
des
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Schauer, und brachte sie dem damals Lebenden erst-
recht, noch immer in den Umkreis des Selber-Er-
lebtcn. Unzweifelhaft ist hier ein weiterer Schritt
zum malerischen Standpunkt getan.
Aber, bei der wechselnden Unbestimmtheit
im Abstande, die durch das subjektive Ermessen und
durch die objektive Beschaffenheit des Platzes un-
vermeidlich wird, kann erst in ziemlicher Höhe über
dem Boden die Erscheinung des Bildes in optischer
Reinheit wirken und von der Einmischung unsrer
Tastgefühle sozusagen frei gehalten werden.
So sondern wir in einem Innenraum, je mehr
wir täglich darin verkehren, die untere Region der
Wände durch Holzvertäfelung oder andre mehr oder
minder plastisch-tektonische Behandlung von der
oberen Region, wo die bildliche Anschauung allein
regieren soll. Auch dafür sind die Stanzen des
Vatikans lehrreich, besonders das Zimmer des Burg-
brands, wo die Sockelfiguren durch ihre plastische
Malerei gradezu den Raum verengern. Ganz unten
am Boden ist ja der Platz für die Postamente der
Statuen und andre tektonische Körper, die vor der
Wand stehen oder aus ihr hervortreten, d. h.
eine eminent plastische Region, soweit es das Gefühl
des Besuchers oder gar Bewohners ihr gestattet sich
auszudehnen. Es ist der Bannkreis des Gestaltungs-
raumes für kubische Gebilde gleich uns selbst. Hier
blicken wir den Sachen, schon durch die natürliche
Stellung unsres paarigen Sehorgans veranlasst, sozu-
sagen zuerst auf den Kopf, sie nach ihrem Ver-
hältnis zu uns nach Höhe, Umfang und Abstand zu
Schmarsow, Plastik, Malerei u. Reliefkunst. .1 I