Einleitung
Künstler selbst, sie gelassen hat. Tatsächlich" er-
kennen wir in seinem Standpunkte diecharakteristi-
sehen Merkmale des modernen Menschen, der einer-
seits durch naturwissenschaftliche Schulung längst
der naiven Ausbildung seiner Vorstellungswelt ent-
rückt ist, andererseits aber in dem geschichtlichen
Entwicklungsgange, den unsere Sinnesorgane durch-
gemacht, und in dem notwendig damit verbundenen
Wechsel in der Vorherrschaft des besonderen An-
schauungskreises, die sich im ganzen geistigen Leben
geltend macht, ebenso befangen bleibt, wie alle
anderen Kinder seiner Zeit. Dies nachzuweisen, aus
den eigenen Werken wie aus dem gedruckten Be-
kenntnis, wäre die Aufgabe des Historikers, der
Adolf Hildebrand als Künstler des neunzehnten Jahr-
hunderts charakterisiert. Wir Würden uns anheischig
machen, die psychologische Übereinstimmung auf-
zuzeigen. Hier jedoch ist es nicht unseres Amtes.
Eine Argumentatio ad hominem bleibt aus dem Spiele,
wo wir es lediglich mit den ausgesprochenen An-
sichten und deren sachlicher Begründung, nicht mit
der persönlichen Anlage als Künstlerindividualität zu
tun haben.
An einer Stelle des Büchleins begegnet uns indes
ein so frappanter Ausdruck {persönlichen Empfindens,
dass ich mir nicht versagen darf, den überraschen-
den Wink herauszuheben, ja davon auszugehen; denn
er giebt dem Leser meines Erachtens auf einmal den
Schlüssel zum Verständnis der Lösung in die Hand,
die Hildebrand für das Problem der Form in der
bildenden Kunst uns allen angeboten hat.