152
Relief Anschauung
und entfernten Standpunktes für den Beschauer er-
füllt ist. Nennen wir als besonders schlagend für
die Darstellung sowol eines Innenraumes wie einer
Landschaft nebst andern Kombinationen nur die
Kanzelreliefs des Benedetto da Majano mit Geschich-
ten des heiligen Franciscus in Sta Crocc zu Florenz.
An jeder Seite des Polygons der Kanzelbrüstung be-
findet sich ein stark eingerahmtes und dadurch selb-
ständig gemachtes Bild, das durch seine Raum- und
Formenpcrspektive dem Beschauer seinen Stand-
punkt, besonders in den Reliefs der Hauptaxen ganz
bestimmt, anweist. Grade diese und alle Verwandten
Reliefs, wie sie etwa in der Alexandrinischen Kunst
mit Einbeziehung des landschaftlichen Schauplatzes
vorkommen, entsprechen sonst aber keineswegs mehr
den Principien der klassischen Reliefkunst. Denn
ein mehr oder minder entfernt gedachter Hinter-
grund kehrt sich nicht mehr an das Tiefenmafs der
Figuren u. s. w. Dagegen entsprechen grade sie
dem Charakter des F crnbildes nach Hildebrands
Definition, deren Gültigkeit wir für die realistische
Malerei unbedingt anerkannt haben.
Es kann also nicht richtig sein, wenn Hilde-
brand für das plastische Relief der Griechen erklärt,
die Reliefvorstellung fusse auf dem Eindruck eines
Fernbildes. Aus der Nähe gesehene Natur sei nicht
als Relief gesehen.
Die Differenz kann nur in der relativen Be-
deutung des Ausdruckes Nähe und Entfernung lie-
gen, und es käme darauf an, die Schwelle zu be-
zeichnen oder doch eine Gränzregion zu finden, wo