Volltext: Plastik, Malerei und Reliefkunst in ihrem gegenseitigen Verhältnis (Bd. 3)

Das Fernbild des Malers 
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Standpunkt an, indem sie nicht allein die Rich- 
tungsaxe, auf den Centralpunkt dieser perspekti- 
vischen Konstruktion zu, sondern auch die normale 
Distanz zwischen der BildHäche und dem Auge des 
Beschauers bestimmt. Die dargestellte Raumtiefe, 
die im Gemälde vor dem Beschauer liegt, ist ebenso 
gross wie die wirkliche vom Beschauer bis an die 
Bildfläche, d. hfdie innere Distanz des Central- 
punktes von der Oberfiächc in ihrem Rahmen ist 
gleich der äussern Distanz des Rahmens vom Auge 
des Betrachters. .Wcnn dagegen nicht von der 
Raumdarstellung, sondern von der Figurendarstel- 
lung ausgegangen wird, und der Mafsstab der Nor- 
malfigur des Vordergrundes möglichst gleich der 
Höhe der Bildfläche angenommen ist, so rückt mit 
dieser umgekehrten Rechnung auch der Beschauer 
aus der früher angewiesenen .Entfernung in viel 
grössere Nähe. So weit auch faktisch sein Abstand 
von der Bildwand sein möge, imaginär ist er den 
Gestalten, oder sind die Gestalten ihm näher als bei 
jenen Musterstücken perspektivischer Raumdarstel- 
lung. Man vergleiche als solches etwa Peruginos 
Schlüsselübergabe in der Cappella Sistina mit 
Mantegnas Triumphzug aus Mantua. 
Noch weiter belehrt uns aber Rafaels Teppich- 
karton mit dem Hinweis des guten Hirten auf seine 
Herde „Pasce ovcs". Jedermann wird sagen, dass 
Rafaels Bild sich der Reliefvorstellung nähert, obwol 
eine ziemlich umfassende Landschaft als Schauplatz 
bei der Erscheinung des Auferstandenen mitwirkt. Die 
Gestaltenreihe ist aber weit mehr „aus der Nähe ge-
	        
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