Volltext: Plastik, Malerei und Reliefkunst in ihrem gegenseitigen Verhältnis (Bd. 3)

Relief  
 Anschauung 
scheinungsweise als 'Bildhauer oder als Maler er- 
reichen"    
"Diese so entwickelte allgemeine künstlerische 
Vorstellungsweise ist aber nichts Anderes", wie 
Hildebrand erklärt   "als die in der grie- 
chischen Kunst herrschende Reliefvor- 
stellung."  Sie preist er als das allgemeine künst- 
lerische Verhältnis zur Natur, das einzige, das es 
überhaupt geben kann und darf. Da liegt also der 
Kern seiner ganzen Kunstlehre beschlossen. 
"Diese Reliefvorstellung markiert das Verhältnis 
der Flächenbewegung zur Tiefenbewegung oder das 
der zwei Dimensionen zur dritten. Sie setzt uns 
in ein sicheres Verhältnis als Schauende zur 
Natur. Die allgemeinen Gesetze unseres Verhält- 
nisses zum sichtbaren Raum werden durch sie erst 
in der Kunst festgehalten und durch sie wird die 
Natur erst für unsere Gesichtsvorstellung 
geschaffen. So formt sich in dieser Vorstellungs-i 
weise gleichsam das Gefäss, in welches der Künstler 
die Natur schöpft und fasst. Eine Anschauungsform, 
die in allen Zeiten das Kennzeichen der künst- 
lerischen Empfindung und der Ausdruck ihrer un- 
wandelbaren Gesetze ist. Ein Mangel an dieser 
Empiindungsweise bedeutet einen Mangel an künst- 
lerischem Verhältnis zur Natur, eine Unfähigkeit, 
unser wahres Verhältnis zu ihr zu verstehen und 
konsequent zu entwickeln. In dieser Vorstellungs- 
weise findet die tausendfaltig bewegte Anschauung 
erst ihren Schwerpunkt, ihr stabiles Verhältnis, ihre 
Klarheit. Sie wird notwendig für alles künstlerische
	        
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