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Die plastische
Während in der Gruppe des Laokoon der
Schattenraum seine Wirkung bis in das Innere der
Erscheinung hinein erstreckt, will er sich bei der
„Gruppe des Farnesischen Stier-es" nirgend recht
ergeben, und sie bleibt ein tektonischer Aufbau, der
sogar durch die Wucht des daherstürzenden Stieres
in seinem zufälligen Bestand gefährdet erscheint.
Nur die poetische Vorstellung kann mit Hülfe der
Fabel die Einheit des Vorgangs zusammenlesen. Es
ist keine künstlerische Gruppe zu Stande gekommen,
trotz aller Schönheit der Gestalten im Einzelnen.
Ganz anders aber liegt die Sache bei den
Giebelgruppen an der Front griechischer Tempel.
Hier ist es grade der entstehende Schattenraum, der
die klare, scharfe Auseinandersetzung mit der tek-
tonischen Fläche, der Giebelwand dahinter; hervor-
bringt. Auch hier bildet die sogenannte Gruppe
von Figuren oder sonstigen Gegenständen ursprüng-
lich nur eine Zusammenschiebung vollausgerundeter
Körper, nach mehr oder minder tektonischen Prin-
cipien, wie z. B. bei den "Ägineten". Erst allmäh-
lich schieben sich die Figuren mit deutlicher Rech-
nung auf die Vorderansicht zurecht. Aber ein freies
Gehaben nach dem Gesetz unserer Körperbewegung
allein wird schon in den engen Winkeln vollends
ausgeschlossen. (So die thronenden Götter, der so-
genannte Theseus, auftauchende Pferdeköpfe ab-
geschnitten!) Die Einheit müsste, solange wir solche
Zusammenstellung in bequemer Nähe, wie jetzt in
unsern Museen erblicken, auch hier immer mit Hülfe
der Poesie, d. h. als Einheit des Vorgangs oder der