Körpereinheit
Monumentale
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Der
tektonische
Charakter
des
Aufbaues
solcher Gruppen bewährt sich auch darin, dass ein
tektonischer Körper nicht selten als Äquivalent des
organischen Menschenleibes verwertet wird, wie z. B.
der Baumstumpfneben Silen mit dem Bacchus-
knaben auf den Armen (Louvre und sonst). Mit
diesem Abweg vorn rein plastischen Wesen ver-
bindet sich aber ein grosser Vorzug in dieser tek-
tonischen Körperbildung: es ist die Verwertung der
Gestaltungsprincipe, der Proportionalität, der Sym-
metrie und des Rhythmus im Aufbau, die dem Gan-
zen wieder die bleibende Existenzberechtigung, den
Wert selbständiger Beharrung sichern, der den ge-
setzmäfsigen Gebilden der Tektonik eigen ist, wie
den rcgelmäfsigen Gebilden der Krystallisation.
Gelingt es diese Eigenschaften des tektonischen
Aufbaues auf die echt plastische, nur aus Ebenbil-
dern des Menschen bestehende Gruppe zu über-
tragen, so erreicht diese die höchste Vollendung des
monumentalen Stils. Nach allen drei Dimensionen
ist dies bei der berühmten Gruppe des Menelaos
mit der Leiche des Patroklos der Fall. Das
erhobene Haupt des behelmteim Helden wirkt nicht
allein als Gipfel des pyramidalen Gesamtkörpers,
sondern auch als Dominante der symmetrischen Ab-
wägung der Massen zu beiden Seiten. der Mittelaxe.
Das Eigentümliche ist aber die starke Entfaltung
der dritten Dimension, besonders durch die nach-
schleppenden Beine des nackten Leichnams, die
zwischen den ausschreitenden Beinen des Trägers
hindurch gehen." Die Tiefe wird jedoch ausschliess-