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Die
plastische
Gruppe
und Fra Bartolommeos Madonnen gehören, mit
einem zweiten: der Einordnung der Gruppe in die
Form des regelmässigen stereometrischen Körpers
oder mindestens der Umschreibung durch eine geo-
metrische Figur. Damit rühren wir an die zweite
Möglichkeit der Auffassung, die sich auch bei pla-
stischer Gruppenbildung darbietet. Es ist der Auf-
bau nach Art tektonischer Körper. Die
Plastik sucht ihr Wesen als Körperbildnerin auch
bei der Behandlung einer Mehrzahl wenigstens da-
durch zu befriedigen, dass sie diese Einzelkörper
unter das gemeinsame Gesetz eines Koordinaten-
systems bringt und einen sie alle zusammenfassenden
dreidimensionalen Komplex aus ihnen herstellt. Es
ist also die Einheit der Körperbildung, die sie zu
erreichen sucht, und zwar nach Analogie der Ge-
setze, die in der unorganischen Natur besonders
klar hervortreten. Aber, da sie Ebenbilder orga-
nischer Geschöpfe, Mcfnschengestalten, zusammen-
ordnet, die diese stcreometrische Form eines regel-
mäfsigen Körpers nicht massiv ganz ausfüllen, son-
dern nur innerlich gliedern und durchsetzen, so
bleibt die Körpereinheit, die erreicht wird, doch
eine ideelle, nur in der Vorstellung hervorgebrachte.
Betrachten wir das Volumen, das die zur Gruppe
vereinigten Körper einnehmen, als den ästheti-
schen Raum dieser Gruppe, der zunächst
nichts anderes ist als ihr Gestaltungsraum, so könn-
ten wir auch hier Hildebrands Ausdruck, freilich
nicht seinen Sinn, verwertend von der „ideellen
Raumeinheit" sprechen.