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Die plastische
GrllPPe
fassen können, die wir vom grössten in der Mitte,
in dem wir uns befinden, durchschauen. Hier aber
wird sich der Ausdruck „plastische Gruppe" gewiss
nicht einstellen, wie bei der Aussenansicht der näm-
lichen Chorpartic, und zwar deshalb nicht, weil die
Raumvorstellung mit ihrer Weite die Körpervorstel-
lung überwiegt, weil nicht die äussere, sondern die
innere Form uns erscheint, und weil unser Körper-
gefühl der kompakten Rundung, der gewachsenen
Gliederung, der näheren Analogie mit den Erfah-
rungen der Tastregion entbehrt. Viel eher wird der
Augenschein mit der Abstufung des Helldunkels in
diesen Räumen dazu veranlassen, auch den Genuss
m al cris eher Gruppierung und perspektivischer
Durchblicke zu suchen. Das Unsystcmatische, also
auch das Disproportionierte, das Unsymmetrische
sind grade das Malerische; es fragt sich, wie weit
auch schlechthin das Arhythmische?
Im Werk des Malers verstehen wir unter Gruppe
immer einen Komplex von Figuren oder andern
Gegenständen, die für den Augenschein eine Einheit
bilden. Aber diese Einheit ist wieder keine abso-
lute, sondern nur eine relative; denn die Gruppe ist
nur ein Teil des Ganzen, das sie und alle andern
desselben Bildes umfasst. Auch sie enthält also
einen sozusagen irrationalen Faktor, der nicht völlig
in ihrer Rechnung aufgeht, sondern darüber hinaus-
weist Hund so weiterleitet zur Nachbarin oder zum
korrespondierenden Gliede gegenüber. Aus dem-
selben Grunde können wir von einer solchen Gruppe
im Gemälde nicht sagen, sie sei ein Komplex von